Buchpräsentation: Wertewandel und Wertebildung in Österreich

Am 18. Juli konnte der Forschungsverbund Interdisziplinäre Werteforschung die Ergebnisse der beiden Projekte „Wertebildung: Inhalte – Orte Prozesse“ sowie „Europäische Wertestudie (EVS)“ einer breiten Öffentlichkeit in Buchform präsentieren: Der Sammelband Werte und Wertebildung aus interdisziplinärer Perspektive (Springer), herausgegeben von Roland Verwiebe, umfasst die zentralen Ergebnisse des Werteforschungsprojektes. Die Befunde der Europäischen Wertestudie werden im Buch Quo vadis, Österreich? Wertewandel zwischen 1990 und 2018 (herausgegeben von Julian Aichholzer, Christian Friesl, Sanja Hajdinjak und Sylvia Kritzinger), welches im Czernin-Verlag erschienen ist, aufbereitet und dargestellt.

Zu Beginn begrüßte Christian Friesl als Leiter des Forschungsverbunds die Anwesenden und gab einen Überblick über die Tätigkeit des Forschungsverbundes. Matthias Reiter-Pázmándy vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, das die beiden Projekte finanziell gefördert hat, richtete dann den Blick auf die Werteforschung, die seit nunmehr über 30 Jahren in Österreich betrieben wird. Danach ging es in drei Gesprächsrunden, die von Susanne Mauthner-Weber (Kurier) moderiert wurden, um die konkrete Entwicklung in den Bereichen „Politik und sozialer Zusammenhalt“, „Werte und Religion“ sowie „Arbeit, Beruf und Familie“ über den Zeitraum der vergangenen drei Dekaden sowie um mögliche Entwicklungen in der Zukunft.

Anhand der Ergebnisse der Europäischen Wertestudie 2018 präsentierten Sylvia Kritzinger, Leiterin der EVS, und Julian Aichholzer (Institut für Staatswissenschaft) zentrale Befunde zu den Bereichen Institutionenvertrauen, Einstellung zu verschiedenen Regierungsformen sowie zu Zuwanderung und Solidarität. Anschließend diskutierten sie mit Eva Zeglovits, der Geschäftsführerin des IFES-Instituts, das auch mit der Durchführung der EVS betraut war, wie dies angesichts aktueller politischer Entwicklungen zu interpretieren sei. Hervorgehoben wurden dabei u.a. die hohen Zufriedenheitswerte, die sich in den Daten zeigten, aber auch die Bedeutung und Entwicklung wichtiger politischer Themen wie beispielsweise Umwelt, Migration oder Demokratie.

Mit den Entwicklungen auf dem religiösen Feld befassten sich Regina Polak vom Institut für Praktische Theologie und Lena Seewann (Universität Potsdam), die vor allem den Prozessen der Säkularisierung und Pluralisierung große Bedeutung beimaßen. Darüber hinaus wurde auch eine sozioreligiöse Typologie vorgestellt, die einzelne Konfliktlinien jenseits von Religion nachzeichnete. In der Diskussion mit dem designierten evangelischen Bischof Michael Chalupka ging es besonders um die Frage, welchen Einfluss Religion angesichts einer fortschreitenden Erosion des Religiösen bei gleichzeitiger Zunahme der medialen Aufmerksamkeit für Religion habe und auch, inwiefern Religion weltweit als Identitätsmarker im Zusammenhang mit politischen Fragen eingesetzt wird bzw. welche Schwierigkeiten sich daraus ergeben.

Abschließend thematisierten Roland Verwiebe, Inhaber des Lehrstuhls für Sozialstruktur und soziale Ungleichheit an der Universität Potsdam, und Caroline Berghammer vom Institut für Soziologie die Ergebnisse aus den Bereichen Arbeit, Beruf und Familie und tauschten sich darüber mit Judith Kohlenberger (WU Wien) aus. Wichtige Themen hierbei waren neben Geschlechterrollen und politischen Rahmenbedingungen bezüglich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch die strukturellen Wandlungsprozesse am Arbeitsmarkt sowie Fragen der Erwerbsbeteiligung. Über die staatlichen Aufgaben hinausgehend wurde jedoch auch besonders die Rolle der Sozialpartner und der Familien selbst hervorgehoben.

Im Anschluss an die gut besuchten Diskussionsrunden konnte sich das Publikum beteiligen und Fragen stellen. Dabei wurde u.a. auch darauf eingegangen, welche Bedeutung Wertebildung besitzt und welche Themen möglicherweise in der näheren Zukunft relevant sein könnten. Zum Abschluss gab es bei einem kleinen Empfang die Gelegenheit, die aufgeworfenen Fragestellungen und Themen noch weiter zu besprechen.

Medienberichte zur Buchpräsentation finden Sie hier.