Weitere Forschungsprojekte


Dissertation J. Klaiber

Macht. Führung. Sinn?

Ist "Führung ein Scheißjob" (brandeins 3|2015) oder "Macht. Führung. Sinn?" - dieses Spannungsverhältnis, in dem sich Führung immer befindet, wurde zum zentralen Thema des Dissertationsprojektes von Judith Klaiber am Institut für Praktische Theologie unter Betreuung von Christian Friesl. In insgesamt 4 Jahren Bearbeitungsphase wurden die beiden allgegenwärtigen Themen »Werte« und »Führung« diskutiert, gegen den Strich gebürstet und wieder neu zueinander formatiert. Oftmals wird im öffentlichen Diskurs ein »Mehr« an Werten bzw. ein »Weniger« an Führung in digitalisierten Zeiten und agilen Organisationsformen gefordert - doch Führung bleibt immer kontingent und gefährlich, einsam und abenteuerlich, schillernd und anspruchsvoll. zum Aushalten-Können dieses ambivalenten Spannungsverhältnisses hilft nicht unbedingt die Dekonstruktion von Führungsmythen oder das Kennenlernen des x-ten theoretischen Führungsmodells, sondern vielmehr ein kritisches und dennoch wohlwollendes personales Korrektiv und Regulativ für jede Führungsperson, um in Resonanz- und Reflexionsgesprächen die rocket science für gelingende und wirksame Führung - das mysterium humanum - entdecken zu können. Denn, so die These der Arbeit, Leadership ist ein Wertebildungsort.

Die Erforschung von Werten und deren Bildung bei Führungskräften soll untersuchen, wie Personen Werte verstehen, und davon ausgehend, wo und wie diese explizit und implizit gebildet wurden und werden. Um dieses Vorhaben wissenschaftlich umzusetzen, wurden 2017 und 2018 insgesamt 4 Fokusgruppen mit 19 Führungspersonen kuratiert. Mithilfe einer Impulsfrage wurde das Gespräch zwischen Top-Führungskräften aus dem österreichischen Markt stimuliert und moderierend begleitet. Anhand der Transkripte wurden Erkenntnisse über die Rolle von Werten und deren Wertebildungsprozessen bei Führungskräften untersucht. Die Wahrnehmung, Beschreibung und die Geschichte von Werten, gleichsam deren Sitz im Leben im Kontext des je eigenen Führungsstils, stehen dabei im Vordergrund.

»Führen« und »Geführt-Werden« ist eine existentielle und essentielle Erfahrung im Leben der teilnehmenden Entscheidungsträger*innen: Biographische Erzählungen über das Elternhaus, erste Vorgesetzte, die Wechselwirkung von Kindern und Führungsaufgaben, biographische Brüche und Neuaufstellungen waren zentral in jeder der vier durchgeführten Fokusgruppen. Aber auch die Rede über Scheitern, Fehler, Limitationen und Grenzen der eigenen Wirkmächtigkeit, sowie Aushandlungsprozesse zu Macht und Verantwortung als Führungskraft wurden deutlich. Zugleich wird auch sichtbar, dass solche Räume und Zeiten für intensive Reflexion innerhalb der eigenen Peer-Gruppe kaum vorhanden sind und ein regelrechtes Bedürfnis der Entscheidungsträger*innen nach solchen Austauschmöglichkeiten besteht. Diverse Follow-Ups und im Herbst 2018 dann eine Abschlussveranstaltung mit dem Kinofilm "Die Stille Revolution" zeugten von einer ersten colorierten Gemeinschaft, in welcher mäeutische und wertebildende Führungspastoral passieren kann. Führung sei kein Scheißjob, sondern "der großartigste Job der Welt und ein schönes Privileg" (O-Ton 2. FG).

Zur Visualisierung und Darstellung der Erkenntnisse und Ergebnisse des Dissertationsprojektes »Werte:Bildung in Führung« wurde ein Booklet kuratiert, modelliert und gestaltet, das gerne bestellt werden kann (Mail an judith.klaiber@univie.ac.at).

Abstract der Dissertation

Grafik

Booklet